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Beata Krasowski: Praktikum am Christian-Wolff-Haus in Halle

Die Praxisphase des Praxismoduls „Materielle Kultur der Aufklärung“ habe ich 2014 im Stadtmuseum Halle    absolviert. Das Museum in der Großen Märkerstraße 10 setzt sich aus dem Stammhaus und dem Christian-Wolff-Haus zusammen. Hinzu kommen der Galerieanbau als Zwischengebäude und die Druckerei (1764–1946) im Hof. Somit bilden sich in der Architektur auch verschiedene Schichten der Stadtgeschichte ab. Seit 2012 werden in dem Gebäudeensemble zwei Dauerausstellungen präsentiert: eine zur Stadtgeschichte und eine zum 18. Jahrhundert.

Thora-Rolle, 
Marienbibliothek Halle

Thora-Rolle, Marienbibliothek Halle

Thora-Rolle,
Marienbibliothek Halle

Während meines Praktikums war ich sowohl im Bereich der bestandsorientierten Forschung als auch in der Museumspädagogik tätig. Ich habe zum einen den Bestand der Judaika aufgearbeitet und erfasst. Die Aufgabe lag darin, (Original-)Dokumente zu sichten und zu inventarisieren. Dieser Bestand setzt sich zum großen Teil aus Dokumenten des Nationalsozialismus zusammen. Dabei erhielt ich nicht nur einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit mit Originalen und in die Archivierungsvorgänge von Dokumenten, sondern auch in das jüdische Leben vor und während der Zeit des Nationalsozialismus in Halle.

Bei der Recherche im Rahmen der Bestandsaufnahme konnten weitere Objekte ausfindig gemacht werden. Die Marienbibliothek Halle ist im Besitz einer Thora-Rolle, deren Provenienz unbekannt ist und die vermutlich ins 16. oder 17. Jahrhundert datiert. Daneben befindet sich eine weitere Thora-Rolle in den Spezialsammlungen, welche beschnitten und somit unbrauchbar ist. Im Stadtarchiv ist eine Menorah aus dem Jahr 1930 verzeichnet. Besonders konzentrierte ich mich auf einen Chanukkah-Leuchter und konnte durch Vergleiche der Ornamentmerkmale ermitteln, dass der Leuchter aus dem Polen des späten 18. Jahrhunderts stammt und unvollständig ist, da die Vorrichtung für die sieben Kerzen bzw. Öllampen fehlt, welche sich inmitten der Bank befunden hat.

Chanukkah-Leuchter, Stadtarchiv Halle

Chanukkah-Leuchter, Stadtarchiv Halle

Chanukkah-Leuchter, Stadtarchiv Halle

Mit der Erschließung der Archivalien und Objektbestände wurde ein Übergang zu meinem zweiten Aufgabenfeld hergestellt, denn zum anderen war ich für die Erarbeitung eines museumspädagogischen Konzeptes verantwortlich. Die Objektauswahl fiel auf den Chanukkah-Leuchter des späten 18. Jahrhunderts, mit welchem Wissen und Erkenntnisse über die Riten und Bräuche der jüdischen Gemeinde in Halle vermittelt werden können.

Ausgehend vom Bestand des Chanukkah-Leuchters habe ich ein museumspädagogisches Konzept für Kinder und Jugendliche erarbeitet. Dieses ließ sich im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Halle (18.10.201426.10.2014) in eine Wanderausstellung „Reformsynagogen in Deutschland“ integrieren, welche ebenfalls ihren Ausgangspunkt im 18. Jahrhundert haben. Zunächst habe ich Informationen über die Jüdische Gemeinde zu Halle von ihren Anfängen bis zum Nationalsozialismus zusammengestellt und dabei den Fokus auf die Synagogengemeinde von 17001933 gelegt. Daran anschließend erarbeitete ich die Kult- und Ritualgegenstände der Zeit und konnte so eine Verbindung zum Chanukkah-Leuchter herstellen, den ich ins Zentrum des Vermittlungskonzeptes stellte:

Ausstellungstafel und -objekt zu Reformsynagogen in Deutschland

Ausstellungstafel und -objekt zu Reformsynagogen in Deutschland

Ausstellungstafel und -objekt zu Reformsynagogen in Deutschland

Mobile Schautafeln erläutern das jüdische Fest Chanukkah, das im Rahmen eines Chanukkah-Aktionstages auch kindgerecht vergegenwärtigt werden kann. Dies reichte vom Singen bestimmter Lieder über das Kochen spezieller Gerichte bis zum Basteln eines Chanukkah-Leuchters und kann als Chanukkah-Aktionstag umgesetzt werden.

Das Praktikum im Stadtmuseum Halle stellte für mich eine wichtige Erfahrung dar. Es hat mir die durch das Studium erworbenen theoretischen Hintergründe durch die direkte Arbeit am historischen Quellenmaterial veranschaulicht. Zudem ergab sich mit der kulturpädagogischen Arbeit die Möglichkeit der Vermittlung von bestandsbezogenen Forschungsergebnissen an ein breiteres Publikum. Für die Möglichkeit der Bearbeitung eines von mir selbst gewählten Themas möchte ich mich beim Stadtmuseum Halle, insbesondere meiner Praktikumsbetreuerin und Kuratorin am Museum, Cornelia Zimmermann, bedanken.

Beata Krasowski

Bilder:

  • oben: Thora-Rolle, Marienbibliothek Halle, Foto: Beata Krasowski
  • Mitte: Chanukkah-Leuchter, Stadtarchiv Halle, Foto: Beata Krasowski
  • unten: Ausstellungstafel und -objekt der Wanderausstellung „Reformsynagogen in Deutschland“, Foto: Beata Krasowski

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