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Gunhild Lohan: Praktikum an der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz

In den Monaten August und September 2016 durfte ich an den Vorbereitungen der Kulturstiftung DessauWörlitz zur Ausstellung über Fürst Franz und Winckelmann mitwirken, die im Sommer 2017 gezeigt wird.

Jubiläumsjahre 2017/2018: Winckelmann und Fürst Franz

 Johann Joachim Winckelmann 
 (1717–1768) 
 Anton von Maron (1768) 
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) Anton von Maron (1768) (© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Johann Joachim Winckelmann
(1717–1768)
Anton von Maron (1768)
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Eine der Aufgaben der Kulturstiftung ist es, die Erforschung der Geschichte des „Gartenreichs des Fürsten Franz“ als einen der zentralen Schauplätze von deutschen Aufklärung und Klassik zu erforschen und die Ergebnisse in Form von Publikationen, Vorträgen, Seminaren und Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In den Jahren 2017 und 2018 konzentriert sich das Interesse auf  Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), den Begründer der klassischen Archäologie und der Kunstgeschichte, und seinen Freund Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817), den Bauherren des Wörlitzer Schlosses, dem ersten klassizistischen Bauwerk auf Festlandeuropa. Dazu geben drei Jubiläen den Anlass, der 300. Geburtstag Winckelmanns sowie sein 250. Todestag und der 200. Todestag des Fürsten Franz. Die Würdigung dieser bedeutenden Personen der Aufklärung geschieht im Zuge der zwei „Winckelmann-Jahre“, die zu Ehren seiner Geburt am 09.12.1717 in Stendal und seines Todes am 08.06.1768 in Triest begangen werden. Durch die Kulturstiftung DessauWörlitz werden die Personen und ihr Werk, Winckelmann und Fürst Franz, mit der Ausstellung „Revolution des Geschmacks. Winckelmann, Fürst Franz und das Schloss zu Wörlitz“ geehrt.

Fürst Leopold III. Friedrich Franz 
von Anhalt-Dessau(1740–1817)
Kopie nach Anton von Maron (1766) 
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau(1740–1817) Kopie nach Anton von Maron (1766) (© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Fürst Leopold III. Friedrich Franz
von Anhalt-Dessau(1740–1817)
Kopie nach Anton von Maron (1766)
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Ein Dritter, im Thema der Ausstellung nicht genannt, durch diese aber auch geehrt, ist der gemeinsame Freund beider und ausführender Architekt des „Landhauses“, des nachmaligen Schlosses zu Wörlitz: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800).

Die Drei verband, durch Winckelmann gefördert, das Interesse an und die Liebe zur Antike. Der Wunsch, die Ideale der Antike wieder aufleben zu lassen, führte zur Idee, diese mit dem Bau des „Landhauses zu Wörlitz“  zu realisieren, auch als Ehrenbezeichnung für den inzwischen verstorbenen Freund Winckelmann. Mit dem Bau des „Landhauses“, dem späteren Schloss zu Wörlitz, beginnt die architektur- und kunsthistorische Epoche des Klassizismus auf Festlandeuropa, in denen die Ideen der Aufklärung wirksam wurden.

Ausstellung: „Revolution des Geschmacks. Winckelmann, Fürst Franz und das Schloss zu Wörlitz

Mein Praktikum beinhaltete eine Einbindung in die Vorbereitung dieser Gedenktage und bestand aus drei Aufgabenkomplexen, die sich erstens der Textarbeit, zweitens der Ausstellungskonzeption und drittens der Vermittlung widmeten:

  1. Im Rahmen des Kennenlernens der Kulturstiftung ergab sich die Aufgabe für mich, Entwürfe von Anschreiben zu verfertigen, in welchen die Ausstellung beschrieben und beworben wurde. Zudem wirkte ich an der Erarbeitung eines Textes für ein Faltblattes mit Informationen über die Ausstellung mit.
  2. Für die im „Haus der Fürstin“ vorgesehene Ausstellung durfte ich eine erste Raumkonzeption erstellen, in der die Exponate nach ästhetischen wie logistischen Kriterien anzuordnen waren. Die Räumlichkeiten erstrecken sich über zwei Etagen des Ausstellungsgebäudes, wobei die Besucher so gelenkt werden sollten, daß sie die „Grand-Tour“ (1765) des Fürsten Franz zusammen mit Erdmannsdorff nach Rom zu Winckelmann nachempfinden und eine Verbindung zum Schlossbau in Wörlitz herstellen können. Dabei hatte ich die Freude, an der Auswahl der Exponate und der Erstellung der Beschriftung mitzuwirken.
  3. Nach museumspädagogischen Kriterien (Fokussierung auf die Besucherzielgruppe von Kindern und Jugendlichen) erarbeitete ich einen altersadäquaten Audioguide, der die Personen Winckelmann, Fürst Franz und Erdmannsdorff sowie deren Schaffen und Werk erzählerisch, im Rahmen einer Führung im Schloss Wörlitz, nahebringen möchte. Der Guide soll bei den jungen Besuchern Interesse an der Aufklärung wecken und deren Bedeutung für die heutige Gesellschaft vermitteln. Ich nutzte dafür didaktisch den jungen Winckelmann als Schlossführer, welcher aus der Kindperspektive die Biographien der drei Freunde und den Bau sowie die Konzeption des Schlosses anhand von vorhandenen architektonischen Bauelementen und dem Interieur  der Räume kommentiert. Das Besondere an diesem Audioguide ist die gezielte Ansprache der jungen Besucher und die Vermittlung der Authentizität des Ortes mit Hilfe einer fiktiv überformten Sprecherfigur. Für die Umsetzung ist ein jugendlicher Sprecher als junger Winckelmann vorgesehen. Der Guide wurde so konzipiert, dass er über die Ausstellung  hinaus im Schloss durch ein junges Publikum genutzt werden kann.
„Landhaus zu Wörlitz“, das spätere Schloss zu Wörlitz, der erste klassizistische Bau auf Festlandeuropa (Bauzeit 1769-1773)
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

„Landhaus zu Wörlitz“, das spätere Schloss zu Wörlitz, der erste klassizistische Bau auf Festlandeuropa (Bauzeit 1769-1773) (© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

„Landhaus zu Wörlitz“, das spätere Schloss zu Wörlitz, der erste klassizistische Bau auf Festlandeuropa (Bauzeit 1769-1773)
(© KsDW, Foto: Heinz Fräßdorf)

Insgesamt gesehen ermöglichte mir dieses Praktikum einen Einblick in die Arbeitsweise einer Institution zur Pflege des kulturellen Erbes von der organisatorisch-kameralistischen Seite über die inhaltliche Auseinandersetzung bis zur Vermittlungsaufgabe. Bedanken möchte ich mich für diese Möglichkeit des Erkundens und Mitwirkens und die dabei gesammelten Erfahrungen bei den Mitarbeitern der Kulturstiftung DessauWörlitz, welche mich herzlich in ihrer Mitte aufnahmen und mich unterstützten. Ein besonderer Dank gilt dabei meinen Betreuern  Herrn Dr. Pfeifer und Frau Schlansky, Herrn Quilitzsch sowie Herrn Dr. Savelsberg, welche mir mit ihrem Fachwissen in Rat und Tat zur Seite standen.

Ich freue mich auf den Besuch der Ausstellung und des Schlosses sowie das Wiederentdecken einiger kleiner Beiträge meinerseits.

Gunhild Lohan

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