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Claudia Brandt: Praktikum am Gleimhaus Halberstadt

Ich habe die Praxisphase des Moduls zur materiellen Kultur der Aufklärung im Sommer 2012 im Gleimhaus in Halberstadt (http://www.gleimhaus.de   ) absolviert. Die „Bilder, Bücher und Briefe“, welche durch die Kunstsammlung, die historische Bibliothek und die Handschriftensammlung repräsentiert werden, stellen den Sammlungsschwerpunkt des Gleimhauses dar. Erwähnenswert ist zudem, dass das Gleimhaus die Landesinitiative Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert (http://www.lsa18.de/   ) leitet.

Während meines Praktikums war ich in dem Bereich Handschriften tätig. Das Hauptprojekt bestand in der Erschließung des Briefwechsels zwischen Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Johann Lorenz Benzler, der ab 1783 Bibliothekar des Grafen zu Stolberg-Wernigerode war. Die Korrespondenz zeigt die vielfältigen Vernetzungen im mitteldeutschen Raum im 18. Jahrhundert auf und stellt nicht zuletzt deshalb ein lohnenswertes Erschließungsprojekt dar. Meine Kommilitonin Anne Harnisch hatte sich während ihres Praktikums im März/April 2012 bereits mit dem Briefwechsel befasst und im Zuge dessen alle vorhanden Briefe, welche teilweise in den 90er Jahren durch einen Ankauf erweitert werden konnten, vollständig inventarisiert. Desweiteren hat sie begonnen, die Regesten der Briefe Benzlers zu erstellen. Näheres dazu kann man in ihrem Praktikumsbericht nachlesen. Ich knüpfte an diese Arbeit an, in dem ich zu den Briefen Gleims ebenfalls Regesten führte.

Erfahrung im Lesen von Handschriften hatte ich in einem Sommerkurs des Studienzentrums der Frankeschen Stiftungen (http://www.francke-halle.de/main/index2.php?cf=3_1   ) gesammelt. Aufgrund der Vielzahl der Briefe konnte ich diese Arbeit nicht beenden. Doch möglicherweise kann dieses Projekt im Rahmen einer Masterarbeit fortgesetzt werden. Als Zukunftsperspektive ist in jedem Fall die Einspeisung des Briefwechsels in Kalliope, die Ver­bunddatenbank für Nachlässe und Autographen (http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/   ), vorgesehen.
Neben diesem Projekt war ich auch in andere Museumsbereiche integriert. So unterstützte ich Frau Dr. Pott, die Leitern des Gleimhauses, bei der Vorbereitung der Sonderausstellung "Sie hören nicht auf, sich um unsre Litteratur, und ihre Freunde, verdient zu machen!" Friedrich Nicolai (1733-1811). Dabei wurde ich für den Umgang mit historischen Objekten und deren Leihgebern sensibilisiert. Außerdem konnte ich nachvollziehen, auf welche Art und Weise das Ausstellungskonzept eines Kurators umgesetzt wird. Da das Gleimhaus auch als Forschungsstätte tätig ist, erhielt ich die Möglichkeit, an einem Festkolloquium und an einem Seminar über Zeitschriften des 18. Jahrhunderts der Universität Magdeburg teilzunehmen
Die Tätigkeit im Gleimhaus war sehr bereichernd. Zum einen bestätigte sich für mich, dass die interdisziplinäre Konzeption des Masterstudiengangs Aufklärung-Religion-Wissen sinnvoll ist. Der Briefwechsel zwischen Gleim und Benzler verdeutlicht, wie sich die verschiedenen Diskurse über Literatur, Philosophie, Religion u. s. w. im 18. Jahrhundert überschneiden. Zum anderen konnten die theoretischen Kenntnisse des Studiums mithilfe von praktischer Arbeit veranschaulicht werden, da ich anhand von Originalen in die Briefkultur des 18. Jahrhunderts Einblick erhalten habe. Darüber hinaus habe ich durch meine Mitarbeit an der Ausstellungsvorbereitung ein Problembewusstsein über die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten an ein nichtwissenschaftliches Publikum entwickelt. Komplizierte und vielschichtige Inhalte auf eine verständliche Art und Weise zu vermitteln ist eine herausfordernde Arbeit der Museumspädagogik. Diese Aufgabe bewältigt das Gleimhaus aus meiner Sicht hervorragend und ist daher in der Lage, immer wieder Menschen an der Kultur des 18. Jahrhunderts zu interessieren.
Für die Möglichkeit mein Praktikum semesterbegleitend zu absolvieren möchte ich mich beim Gleimhaus bedanken. Die Arbeit an den Wochenenden war gut organisiert und meine benötigten Arbeitsmittel wurden immer bereitgestellt.

Claudia Brandt

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