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Anne Fleischer: Praktikum in der Universitätsbibliothek Leipzig

Ich absolvierte die Praxisphase des Moduls ‚Materielle Kultur der Aufklärung‘ von November 2016 bis Februar 2017 an der Bibliotheca Albertina, der Universitätsbibliothek Leipzig   . Die Bibliotheca Albertina ist mit dem Gründungsjahr 1543 eine der ältesten Bibliotheken Deutschlands und ist als Forschungsbibliothek in vielfältige regionale und überregionale Projektvorhaben und Kooperationen involviert.

Bibliothek Albertina Foyer © Albertina

Bibliothek Albertina Foyer © Albertina

Bibliothek Albertina Foyer © Albertina

Im Rahmen meines Praktikums unterstützte ich den Leiter der Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, bei der Erstellung eines Projektantrages zur Erweiterung und Verbesserung der Website www.zedler-lexikon.de    an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Zunächst machte ich mich allgemein mit dem Themenbereich ‚Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts‘ und besonders mit dem Großen vollständigen Universal-Lexicon des Verlegers Heinrich Zedler sowie seiner Online-Version vertraut. Das Universal-Lexicon erschien von 1732-54 in 68 Bänden und ist damit das umfangreichste enzyklopädische Projekt des 18. Jahrhunderts. Meine erste Aufgabe war die Recherche zu den Suchfunktionen und Darstellungsweisen der Webseiten verschiedener digitalisierter historischer Lexika und weiterer online verfügbarer historischer Quellen. Ich verglich dabei die Online-Version des Zedler mit deutschen, englisch- und französischsprachigen Webseiten, so beispielsweise mit dem ARTFL Project    der University of Chicago, die in Kooperation mit zwei französischen Forschungseinrichtungen die Encyclopédie    von Diderot und d’Alembert im Volltext zur Verfügung stellen, außerdem mit der Onlineversion der Oeconomischen Enzyklopädie    von Johann Georg Krünitz, dem Grammatisch-kritischen Wörterbuch der hochdeutschen Mundart    von Johann Christoph Adelung, dem Deutschen Rechtswörterbuch    sowie dem Deutschen Wörterbuch    von Jacob und Wilhelm Grimm.

Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider mit den Zedler-Beständen der Albertina, © Albertina

Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider mit den Zedler-Beständen der Albertina, © Albertina

Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider mit den Zedler-Beständen der Albertina, © Albertina

Als einer der größten Knackpunkte fiel auf, dass der Online-Zedler die Proximity Search, die so genannte Umgebungssuche, vermissen lässt. Diese Problematik möchte ich beispielhaft am Stichwort ‚Liebe‘ erläutern. Wer sich ganz allgemein dafür interessiert, welche Auffassungen Mitte des 18. Jahrhunderts über Liebe existierten, gibt im allgemeinen Suchfeld ‚Liebe‘ ein und stößt auf 58 Ergebnisse, darunter Begriffsdefinitionen wie die zu ‚Eigenliebe‘ oder ‚besondere Liebe‘, Bibelzitate wie ‚Bleibet fest in der brüderlichen Liebe‘ oder ‚Liebe Christi dringet uns also‘ und Artikel zu Personen wie ‚Liebe, Silvester‘ und ‚Liebe, Tobias‘. Wer jedoch etwas Bestimmtes sucht und sich nicht erst durch alle 58 Einträge arbeiten möchte, könnte auch nach zwei Begriffen in ihrem Zusammenhang suchen. So könnte beispielsweise ein Kulturphilosoph nach ‚Liebe‘ und ‚Ehe‘ oder ‚Liebe‘ und ‚Freiheit‘ suchen, ein Bibelhistoriker nach ‚Liebe‘ und ‚Gott‘ und ein Biographieforscher nach ‚Liebe‘ und ‚geboren‘ innerhalb eines Artikels. Eine Umgebungssuche würde dann nur die Artikel anzeigen, in denen jeweils beide Begriffe auftauchen. Somit ließen sich Recherchen spezifizieren und es ließe sich viel Zeit sparen.

Eine zusätzliche Verbesserung der Zedler-Website sollte die Einführung eines Verlinkungssystems für Personennamen sein. Auf diese Art und Weise sollen die Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit bekommen, bei in den Artikeltexten auftauchenden Namen direkten Zugang zu weiteren Informationen zu dieser Person zu erhalten. Hier machte ich mich auf die Suche nach möglichen kooperierenden Webseiten. Dies könnten Online-Personenverzeichnisse sein, z.B. der Professorenkatalog der Universität Leipzig   , die Sächsische Biographie    oder die Deutsche Biographie   . Diese Webseiten stellen weitergehende Informationen wie Lebensdaten und verfasste Werke zu historischen Persönlichkeiten bereit.

Durch meine vergleichenden Analysen konnte ich die Mängel und Probleme sowie mögliche Verbesserungen der Zedler-Website exakt beschreiben. Mithilfe dieser Rechercheergebnisse verfasste ich Textabschnitte zu digitalisierten historischen Quellen, deren Benutzung und möglichen technischen Verbesserungen für den oben genannten DFG-Antrag. Des Weiteren übernahm ich das Lektorat der im Laufe der Praktikumszeit entstehenden verschiedenen Versionen des Forschungsantrags. Zum Abschluss des Praktikums konnte eine vorläufige Endversion des Antrags erstellt werden, die nun noch mit dem Kooperationspartner Bayerische Staatsbibliothek München abgestimmt werden sollte.

Ich freue mich, dass ich die Bibliotheca Albertina in Leipzig als neuen Kooperationspartner für das Praxismodul unseres Studiengangs gewinnen konnte. Durch mein Praktikum erfuhr ich von der engen Verknüpfung der Aufklärungsforschung mit Angeboten und Technologien des Web 2.0. Diese Erfahrung fügte meinem Studium der ‚Kulturen der Aufklärung‘ einen weiteren Wissensbereich hinzu. Darüber hinaus konnte ich mein Wissen über den Aufbau und die Gestaltung eines Projektantrags erweitern – eine Kompetenz, die mir im Hinblick auf allgegenwärtige Förder- und Drittmittelanträge sowohl bei einer beruflichen Orientierung in wissenschaftlicher Richtung als auch in anderen Berufsfeldern mit Sicherheit von großem Nutzen sein kann. Für die freundliche Zusammenarbeit möchte ich meinem Betreuer, Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, sowie Katrin Winter für die Unterstützung in organisatorischen Fragen herzlich danken.

Anne Fleischer

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