Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Steven Reinhardt: Praktikum bei der Martin-Heidegger-Gesellschaft e. V.

Mein Praktikum absolvierte ich bei der Martin-Heidegger-Gesellschaft e. V. (Meßkirch), deren Vorsitz zur Zeit Prof. Dr. Harald Seubert innehat. Der wissenschaftliche Verein mit dem satzungsgemäßen Zweck der „Förderung der philosophischen Forschung im Sinne des Denkens Martin Heideggers“[1] ist am 11. November 1985 gegründet worden. Die konkreten Aufgaben des Vereins bestehen in der Herausgabe von Schriften, der Förderung der Forschung und des Nachwuchses, Kooperation mit den Nachlassarchiven (Literaturarchiv Marbach am Neckar, Martin-Heidegger Archiv der Stadt Meßkirch), der Durchführung und Förderung von Tagungen und Veranstaltungen sowie der Kooperation mit anderen philosophischen Gesellschaften. Die Aktivitäten, die Organisation und die Ziele der Gesellschaft sind unter folgender Internetdomain einsehbar: www.heidegger-gesellschaft.de/   .

Mein Praktikum wurde von Frau Manuela Massa betreut, welche dem wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft angehört. Mein Praktikum bestand dabei nicht in einem klassischen Arbeitsaufenthalt an einer Forschungsinstitution, sondern in einem Verbund von Kongressteilnahmen mit Vortragsbeiträgen, deren Überarbeitung für die entsprechenden Sammelbände und der Erarbeitung einer monographischen Schrift.

Abbildung 1: Schloss Meßkirch, Meßkirch, Baden-Württemberg
(CC-Lizenz), Wikipedia

Abbildung 1: Schloss Meßkirch, Meßkirch, Baden-Württemberg (CC-Lizenz), Wikipedia

Abbildung 1: Schloss Meßkirch, Meßkirch, Baden-Württemberg
(CC-Lizenz), Wikipedia

Mein Praktikum begann mit der Teilnahme an der Nachwuchssektion der Jahrestagung der Martin-Heidegger-Gesellschaft mit dem Titel Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik im Schloss Meßkirch vom 10. bis zum 13. Oktober 2019. Dort hielt ich einen Vortrag Die Vorhandenheit zwischen Natur, Welt und Technik. Die aufschlussreiche Geschichte eines Existenzials. Im Wesentlichen erörterte, präzisierte und rekontextualisierte dieser Vortrag eine Kernthese meiner Bachelorarbeit. Der Vortrag wurde anschließend für die Veröffentlichung im Sammelband des Kongresses »… wo aber Gefahr ist …« Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik[2] ausgewählt, wofür er sowohl inhaltlich als auch formal – den Verlagsvorschriften entsprechend – von mir überarbeitet und mittlerweile bereits veröffentlicht worden ist[3].

Abbildung 2: »… wo aber Gefahr ist …« Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik.

Abbildung 2: »… wo aber Gefahr ist …« Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik.

Abbildung 2: »… wo aber Gefahr ist …« Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik.

Parallel zur der Aus- und Umarbeitung des Vortrages wurde mir die Ausarbeitung meiner Bachelor-Arbeit zur einer monographischen Schrift angeboten. Dabei sollte primär die bisher allgemein wenig beachtete Tierphilosophie Heideggers der Gegenstand der Schrift sein. Aus der Arbeit mit dem überaus sperrigen Titel Heideggers „metaphysische Phase“ im Spannungsfeld zwischen „Welt“ und „Natur“: Die Unsicherheit im Denken der „Lebendigkeit“ als paradigmatisches Problem sollte eine Monographie namens Die Relevanz von Heideggers Tierphilosophie. Eine immanente und exmanente Betrachtung der Tierphilosophie Heideggers in „Die Grundbegriffe der Metaphysik“ werden. Die Bachelor-Arbeit sollte dabei den Kern der Monographie bilden, wobei der Umfang sich mehr als verdreifachte – von 35 auf 138 Seiten. Eine Veröffentlichung des fertig ausgearbeiteten Manuskriptes als Monographie kam bis dato nicht zustande.

Abbildung 3: Inhaltsverzeichnis des unveröffentlichten Manuskripts

Abbildung 3: Inhaltsverzeichnis des unveröffentlichten Manuskripts

Abbildung 3: Inhaltsverzeichnis des unveröffentlichten Manuskripts

In den Umkreis des Praktikums gehört auch ein weiterer Vortrag namens Die Langeweile: Gefahr oder Rettendes? Versuche an den Grenzen der Freiheit bei Immanuel Kant und Martin Heidegger, welcher bereits 2020 stattfinden sollte, jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie mehrfach verschoben wurde. Er konnte schließlich auf dem Kongress der Martin-Heidegger-Gesellschaft mit den Titel „Möglichkeit und Wirklichkeit der Freiheit“. Kant und Heidegger über Freiheit, Willen und Recht/ The Possibility and Reality of Freedom. Kant and Heidegger on Freedom, Will and Right zwischen dem 19. und 21. Februar 2021 stattfinden. Auch diesen Vortrag habe ich zur Publikation aus- und umgearbeitet und er soll voraussichtlich 2022 bei De Gruyter erscheinen. Der Vortrag ist für mich äußerst bedeutsam, da er mich sowohl auf das Thema meiner Masterarbeit („Genese und Geltung der Langeweile in Kants Anthropologie“) gebracht hat als auch deren theoretische Grundlagen vorbereitet hat. Diese beschäftige sich mit der Genese und Geltung der Langeweile in Kants Anthropologie und führte insofern eine Hälfte des Vortrags weiter.

Die Ergebnisse des Praktikums sind zweierlei: Einerseits gelang es mir letztlich, von Heidegger ausgehend, das Grundthema meiner Masterarbeit zu entdecken. Obzwar Heidegger sicherlich nicht als philosophischer Erbe der Aufklärung im positiven Sinne gelten kann, so kann er doch als ein ausgewiesener Kritiker derselben gelten. Und anders als zumeist kanonisch behauptet, zeigte meine Arbeit nicht nur eine negative, dekonstruktive Auseinandersetzung mit dieser Epoche der Philosophie, sondern auch eine durchaus positive Bezugnahme auf Protagonisten ebendieser, u. a. Kant. Andererseits ermöglichte mir dieses Schreibpraktikum Einsicht in die Höhe und Tiefen der wissenschaftlichen Textproduktion, wobei mir unterm Strich nicht nur zwei Vorträge ermöglicht wurden, sondern damit auch zwei Publikationen einhergingen. Ich möchte mich insofern besonders bei meiner Betreuerin Frau Manuela Massa bedanken, welche mir das gesamte Praktikum überhaupt erst ermöglicht und mich bei diesem begleitet hat. Weiterhin gilt mein Dank auch Herr Professor Harald Seubert als Vorsitzender der Martin-Heidegger-Gesellschaft.

[1]Martin Heidegger Gesellschaft e. V., Satzung, o. J., 3, § 4 (1).

[2]Harald Seubert, Klaus Neugebauer, und Manuela Massa, Hrsg., „... wo aber Gefahr ist ...“ Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik., 2020.

[3]Steven  Reinhardt, „Die Vorhandenheit zwischen Natur, Wissenschaft und Technik:  Die aufschlussreiche Geschichte eines Existenzials.“, in „... wo aber Gefahr ist ...“ Heidegger und die Philosophie der planetarischen Technik., hg. von Harald Seubert, Klaus Neugebauer, und Manuela Massa, 2020, 422–38.

Zum Seitenanfang