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Portrait Claudia Weiß

Absolventin Claudia Weiß

Absolventin Claudia Weiß

Absolventin Claudia Weiß

Wie bist du auf den Studiengang aufmerksam geworden?

Während meines Bachelorstudiums (Deutsche Sprache und Literatur sowie Kunstgeschichte) in Halle bin ich durch einen Germanistikdozenten, der den Masterstudiengang erwähnte, auf diesen aufmerksam geworden. Vor allem die Interdisziplinarität des Studienprogramms mit gleichzeitiger inhaltlicher Fokussierung auf die Aufklärung reizten mich. Ich hatte das Gefühl, dadurch eine interessante thematische Nische für mich gefunden zu haben. Ich stellte außerdem fest, dass es doch eine  recht beachtliche Anzahl an kulturellen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt gibt, die sich mit der Aufklärung bzw. insbesondere dem 18. Jahrhundert auseinandersetzen. Deshalb hatte ich die Hoffnung, beruflich mit dem Master in der Region in und um Halle anknüpfen zu können.

Welche Seminare sind Dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Besonders fasziniert haben mich damals Lehrveranstaltungen aus der Philosophie und Geschichte, die auch einen kritischen Blick auf das 18. Jahrhundert als „Zeitalter der Aufklärung“ warfen. In Veranstaltungen der Geschichte wurden beispielsweise das kolonialistische Machtstreben verschiedener europäischer Regierungen sowie Formulierungen der eigenen intellektuellen und kulturellen Überlegenheit gegenüber den sogenannten „Wilden“ reflektiert. In der Philosophie wiederum wurde beispielsweise anhand von Texten von Jean-Jacques Rousseau hinterfragt, ob üblicherweise mit der Aufklärung verbundene Dinge wie wissenschaftlicher und technischer Fortschritt nicht eher als äußerlich anzusehen sind gegenüber einem moralischen Fortschritt, der erst wirkliche Aufklärung bedeuten würde.

Außerdem hat mir das Praxismodul für meine spätere berufliche Orientierung viel gebracht. Man lernt verschiedene Kultur- und Forschungseinrichtungen kennen, bei denen man eventuell in späteren Projekten tätig sein kann, und bekommt quasi ein Gespür dafür, was die spätere praktische Arbeit beinhalten kann. Diese Erfahrungen lassen sich dann auch dafür nutzen, im Studium schon Akzente in die anvisierte Richtung zu setzen (z. B. in Bezug auf das Vertiefungsmodul und das Thema der Masterarbeit). Das Praktikum, das ich damals im Stadtmuseum Halle absolviert habe, war auf ein konkretes Projekt bezogen und beinhaltete die intensive Bearbeitung eines Themas mit Bezug zur Aufklärung. Auf diese Weise lernte ich im Praktikum kennen, wie sich die Studieninhalte, die sonst ja erst einmal recht abstrakt erscheinen, mit den Abläufen in einer Kultureinrichtung verbinden können, also praktisch werden.

Wie hat Dir das Leben und Studieren in Halle gefallen?

Da ich vor meinem Masterstudium bereits einige Jahre in Halle verbracht hatte, war mir vieles vertraut. Ich hatte die Stadt schon in mein Herz geschlossen. Besonders geschätzt habe ich immer ihre sehr angenehme Größe. Alles ist mit dem Fahrrad gut erreichbar und bleibt überschaubar. Trotzdem bietet Halle durchaus ein vielfältiges Kultur- und Bildungsprogramm von Lesungen, kleineren Konzerten und Theateraufführungen bis hin zu wechselnden Ausstellungen. Es gibt also viel zu entdecken. Außerdem findet man in Halle selbst und in der Umgebung viele grüne Oasen, was gerade im Sommer toll ist. Man kann sich mit seinen Büchern gut in einen Park setzen oder mit Freund*innen verschiedenste Dinge einfach mitten in der Stadt ohne viele Umstände draußen unternehmen: wie Baden in der Saale, Bootfahren oder auch einfach Entspannen auf der Wiese.

Welche Rolle spielten die „Kulturen der Aufklärung“ bei Deinem Berufseinstieg?

Nach meinem Masterstudium habe ich ein Volontariat bei den Franckeschen Stiftungen zu Halle in den Bereichen Studienzentrum (Bibliothek/Archiv) sowie Veröffentlichungen begonnen, was sich sehr gut an den Master anschloss. Die Gründungsphase der Kultureinrichtung und „Schulstadt“ Franckesche Stiftungen liegt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und so qualifizierte mich mein Wissen aus dem Masterstudiengang für die Bearbeitung von unterschiedlichen Themen in Bezug auf die Historie der Einrichtung. Insbesondere von dem Handschriftenkurs (vor allem vom Lesenlernen der Kurrentschrift des 18. Jahrhunderts), den ich während meines Masterstudiums absolvierte, konnte ich im Archivbereich, aber auch bei der Vorbereitung von Ausstellungsprojekten in Bezug auf den Umgang mit historischen Quellen sehr profitieren. Auch nach Abschluss meines Volontariats konnte ich glücklicherweise für die Franckeschen Stiftungen weiter tätig sein, wofür die „Kulturen der Aufklärung“ die Basis darstellten.

Welche Erfahrungen kannst Du möglichen Erstsemesterstudierenden mit auf den Weg geben?

Aufgrund der Interdisziplinarität des Masterstudiengangs kommen in diesem Studierende mit unterschiedlichem Vorwissen aus ihren zuvor absolvierten Bachelorprogrammen zusammen. Hierin liegt ein großer Vorteil, da man sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus über die Studieninhalte austauschen kann. Dies sollte man meiner Meinung nach nutzen und sich bereits frühzeitig in kleinen Gruppen zusammenfinden, um sich über (Hausarbeits-)themen, eigene Forschungsinteressen und berufliche Ziele etc. auszutauschen. So bringt man sich gegenseitig auf neue Ideen und da jede/r ihre/seine spezifischen Fertigkeiten mitbringt, gerät man nicht so schnell in Konkurrenz,  sondern besetzt am Ende, z. B. bei der Masterarbeit, seine eigene thematische Nische.

Daneben würde ich empfehlen, sich in den Hausarbeiten, im Praxismodul und der Abschlussarbeit intensiv mit historischen Quellen und deren Recherche auseinanderzusetzen. Auf diese Weise sammelt man Erfahrungen in Bezug auf die Arbeit an historischen Bibliotheks- und Archivbeständen, die häufig für die Praxis nach dem Studium wichtig sind.

Worüber hast du deine Abschlussarbeit geschrieben?

Meine Masterarbeit schrieb ich zu einem Thema, das im Feld der Geschichte der Franckeschen Stiftungen im 18. Jahrhundert angesiedelt war. Es ging dabei um die pharmazeutischen Einrichtungen, die es am Halleschen Waisenhaus bzw. den Glauchaschen Anstalten (zu Beginn ihres Bestehens sprach man noch nicht von den Franckeschen Stiftungen) gab, also um die Waisenhaus-Apotheke und Medikamenten-Expedition. Innerhalb dieser sogenannten erwerbenden Einrichtungen trafen zur damaligen Zeit die Alchemie und der Hallesche Pietismus, als besondere Strömung des lutherischen Protestantismus, zusammen, was den Untersuchungsgegenstand meiner Arbeit darstellte. Sie trug den Titel „Alchemistische Einflüsse auf die Pharmazie der Glauchaschen Anstalten im 18. Jahrhundert“. Da sich in meiner eigenen Biografie kultur- und geisteswissenschaftliche Studien („Kulturen der Aufklärung“) mit einem vorherigen Pharmaziestudium verbanden, war dies für mich ein spannendes und naheliegendes Thema.

Claudia Weiß arbeitet zurzeit als wissenschaftliche Koordinatorin in der Stabsstelle Forschung der Franckeschen Stiftungen. Eine ihrer Hauptaufgaben ist derzeit die Arbeit an der Jahresausstellung 2023 der Franckeschen Stiftungen unter dem Titel: „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und heute   “. Herr Professor Holger Zaunstöck und sie sind die Kurator:innen der Ausstellung und Herausgeber:innen des zugehörigen Katalogs.

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